Überstellung ins Heim: Kinderbeobachtungsstation Innsbruck (Maria Nowak-Vogl)

Wissenschaftliche Arbeiten, die Gutachten und die Behandlungspraxis der Heilpädagogin und Nervenfachärztin Maria Nowak-Vogl sind vom eugenisch-erbbiologischen Denken des 19. Jahrhundert und der Nazizeit geprägt. So wie die Mehrheit der VertreterInnen ihrer Fächer operierte sie nach 1945 ungebrochen weiter mit Begriffen wie „Asozialenfrage“, „Gemeinschaftsunfähigkeit“, „soziale und rassische Minderwertigkeit“.

Maria Nowak-Vogl nahm im System der Jugendfürsorge eine absolut dominierende Stellung ein. Als anerkannte wissenschaftliche Autorität, die an der Philosophischen und Medizinischen Fakultät in Innsbruck lehrte, und durch ihre Multifunktionen: als Leiterin der Kinderbeobachtungsstation, als Gutachterin an ihrer Station und vor Gericht, aber auch als Fürsorge- und Konsiliarärztin. Sie war es, die in vielen Fällen über die Behandlung und den weiteren Lebensweg von schutzbedürftigen Kindern und Jugendlichen, Heim- und Pflegekindern entschied.

Maria Nowak-Vogl leitete die aus der Psychiatrisch-Neurologischen Universitätsklinik in ein eigenes Haus in Innsbruck-Hötting ausgegliederte Kinderbeobachtungsstation als Primaria praktisch ohne Kontrolle von 1954 bis Ende der 1970er Jahre.

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